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In Zusammenfassung unserer Arbeit halten wir folgende römische Ortsnamen aus dem Itinerar Antonini derzeit als falsch zugeordnet: in Rätien: Iovisura, das nach unserer Meinung bei Mamming an der Isar lag. In Noricum: Turum, das war Freilassung/Ainring an der Saalach. Dann Stanacum, das am Inn bei St.Marienkirchen (Schärding) lag und letztlich Ioviacum als mansio war Wesenufer, die Kaserne lag unbestritten in Schlögen an der Donau. Marinianium aus der Tabula Peutigeriana war das römische Linz.
Im Buch geht es um das Lebenswerk Vitruvs, den wir als Techniker an der Seite von Cäsar, Augustus und Agrippa sahen und der alle durch den Bürgerkrieg begleitete. Der 2. Teil befasst sich mit der Entwicklung der Infrastruktur im oberen Donau-Raum. Die Suche nach den Verläufen der Römischen Straßen kann zur Sucht werden. Das wird bei uns wesentlich erleichtert und auch gefördert durch die vielen archäologischen Funde, die dann helfen einen Teil der Straßenstationen zu fixieren.
Textprobe: Das für alle entscheidende Jahr war 45 BC, Cäsar rief seinen Verwandten Octavius (später Augustus) mit seinem Freund Agrippa zu einem Praktikum in seinem Stab anlässlich des Spanien-Feldzugs gegen die Söhne des Pompejus. Dort haben sie sich kennengelernt (Vitruv war auch schon da).
Ein bleibender Fußabdruck wäre ohne sein Buch nicht zustande gekommen. Die Römer haben ihn kaum gekannt, er war kein Partylöwe, zu den Zirkeln der Patrizier und Ritter hatte er keinen Zutritt, mit Schriftstellern hat er sich auch nicht umgeben und außer der Basilica in Fano und dem ursprünglichen Pantheon sind nur die Aquäduktbauten des Vitruv den Römern im Gedächtnis geblieben, erst die Renaissance hat ihn entdeckt und heute ist er zumindest in Technikerkreisen ein bekannter und geschätzter Mann. Verwunderlich ist, dass Historiker derartige technische Leistungen, wie die Vermessung eines Landes einfach dem Kaiser oder Feldherrn zuschreiben. Cäsar sprach von 80.000 Kolonisten, Augustus sogar von 300.000 entlassenen Soldaten, die er im Laufe seiner Amtszeit teilweise mit Grundstücken oder mit Geld versorgt hat. Rechnet man noch die Siedlungen oder die Städte dazu, die oft sehr bekannte Namen tragen, so waren für diese Arbeit nicht nur die kleinen Vermesser vor Ort zuständig, sondern Leute, die die Aufsicht und Verantwortung trugen und die diese Vermessungen grundbuchreif aufgearbeitet haben. Auch das Tabularium hat es in Rom schon gegeben, den Zentralkataster, dem ein Präfekt vorstand.
Was am meisten auffällt, war die nonchalante Verleugnung und das Fehlen der gesellschaftlichen Akzeptanz von Gebildeten oder Wissenschaftlern in Rom. Vitruv verkehrte in den höchsten Kreisen, wurde er dort höchstens als perfekter Handwerker mit höheren Kenntnissen betrachtet und geduldet?
Die plausibelste Erklärung liefert Mommsen, er widmete dem Zustand der Stadt Rom als Hauptstadt ein ganzes Kapitel mit teilweise vernichtenden Aussagen. Dabei traf er eine Einteilung und Wertung der Gesellschaft, die die Geringschätzung der Wissenschaften hervorhob: „Also der anständige Mann muss streng genommen Gutsbesitzer sein; das Kaufmannsgewerbe passiert ihm nur, insofern es Mittel zu diesem letzten Zweck ist, die Wissenschaft als Profession (passiert) nur den Griechen und den nicht den herrschenden Ständen angehörigen Römern, welche sich damit in den vornehmen Kreisen allenfalls für ihre Person eine gewisse Duldung erkaufen dürfen. Das ist die perfekt ausgebildete Plantagenbesitzer-Aristokratie, mit einer starken Schattierung von kaufmännischer Spekulation und einer leisen Nuance von allgemeiner Bildung.“ (5. Buch 11. Kapitel: Die alte Republik und die neue Monarchie).
Vitruv aus der Sicht eines heutigen Vermessers (von DI Peter Leberbauer, Linz). Vitruv verwendete zur Vermessung das zu seiner Zeit bekannte mathematische Wissen auf dem Gebiet der Trigonometrie, wie es von den griechischen Mathematikern seit dem 6. vorchristlichen Jahrhundert entwickelt wurde. Im gegenständlichen Zusammenhang sind dabei Pythagoras von Samos, Thales von Milet und Euklid von Alexandria hervorzuheben. Das Beispiel einer praktischen Anwendung der Trigonometrie für Vermessungsaufgaben ist der Bau des Eupalinos-Tunnels auf der Insel Samos im heutigen Pythagoria. Der im 6. vorchristlichen Jahrhundert errichtete 1036 m lange Tunnel gilt als der erste im Gegenvortrieb aufgefahrene Tunnel. Die Richtung des Vortriebs in vertikaler und horizontaler Richtung musste daher bei beiden Tunnel-Anschlagpunkten bekannt sein. Auch die Tunnellänge musste vor Baubeginn ermittelt werden, damit man wusste wann und wo der Durchstich erfolgen würde. Für die nötigen Längen- und Winkelmessungen war eine besonders große Genauigkeit und peinliche Sorgfalt erforderlich.
Die kartographische Vermessung großer Gebiete benötigt außerdem die Einrichtung eines Koordinatensystems, dessen Ausrichtung an jedem Punkt des Gebietes in gleicher Weise hergestellt werden kann. Es kann angenommen werden, dass ein mit Hilfe astronomischer Methoden (Sonne, Sterne) in Nordsüd-Richtung ausgerichtetes rechtwinkeliges Koordi-naten System zur Anwendung kam. Der Koordinatenursprung ist uns nicht bekannt, lag aber mit großer Wahrscheinlichkeit in Rom. Im kartographisch zu erfassenden Gebiet wurden Festpunkte (Triangulierungspunkte) in der Weise errichtet, dass von einem koordinativ bekannten Punkt mindestens ein weiterer bekannter Punkt und ein neu einzumessender Punkt sichtbar und mit dem Winkelmessgerät anvisierbar waren.
Dazu wurden auch Fluchtstäbe verwendet. Die Koordinaten der Festpunkte wurden entweder mit Hilfe von Längen- und Winkelmessungen analog zur heutigen Polygonzugmessung oder nur mit Hilfe von Winkelmessungen analog dem heutigen Verfahren des Einschneidens ermittelt. Die Ausgangspunkte waren der Koordinatenursprung 0/0 und ein zweiter Punkt, der auf einer vom Ursprung ausgehenden Basisgeraden in Nord-Süd-Richtung in einem aus Genauigkeitsgründen sehr großen und möglichst genau gemessenen Abstand L, also mit den Koordinaten 0/L errichtet wurde. Ausgehend von der Basisgeraden konnte gleichzeitig in alle Richtungen gemessen und die Koordinaten der Festpunkte ermittelt werden. Man kann annehmen, dass zuerst entlang der Küstenlinien und entlang der Straßen gemessen wurde, später dann wurde das Festpunktnetz nach Bedarf Schritt für Schritt verdichtet.
Die Voraussetzungen für Samos:
1. Die Festlegung der Anschlagpunkte „TA und TB“ sowie der Koordinatenrichtung zum Beispiel durch eine Basislinie bei „TA“.
2. Messung von „b“ wodurch zwei Punkte mit bekannten Koordinaten „TA 00“ und „B (0b)“ gegeben sind.
3. Messung der Richtungswinkel ß und der horizontalen Polygonseiten s und rechnen ∆x und ∆y. Nach „n“ Polygonpunkten ist „TB“ der letzte Polygon-Punkt und somit sind die Koordinaten von „TB“ mit x und y sowie der Winkel für die Vortriebs-Richtung u. die Tunnellänge „L“ ermittelt.
Autoren: Josef Beck und Alfred Hable
Hardcover, 2018
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